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Denglisch: Warum wir lieber 'cool' als verständlich sind

von Laurence, 5. Oktober 2024

Es ist schon komisch, wie wenig Deutsch wir Deutschen heutzutage sprechen. Heute Morgen habe ich eine Diskussion im Zug mitbekommen und dachte zuerst, die Leute seien Ausländer.

Inside a Train

"Heute Morgen habe ich eine Diskussion im Zug mitbekommen und dachte zuerst, die Leute seien Ausländer"

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Es ist schon komisch, wie wenig Deutsch wir Deutschen heutzutage sprechen. Heute Morgen habe ich eine Diskussion im Zug mitbekommen und dachte zuerst, die Leute seien Ausländer.

 

„Yeah, sein Outfit war wirklich cool, er hat sich selbst gut gestylt. Er hat neulich auf Instagram über seinen neuen Event gepostet, den hab ich geliked. Ich habe für uns ein paar Tickets gekauft, aber ich muss ihm eine Message schicken und zuerst mit ihm chatten, denn sein Manager könnte uns einen Diskont (Rabatt) geben.“

 

13 von 54 dieser Wörter, also fast ein Viertel, sind englisch. Die Frage ist, warum ist das so?

 

Einige würden sagen, dass die Anglizismen bei einigen wenigen Themen unvermeidlich sind. Wörter wie „Instagram“ und „gepostet“ stammen von einer amerikanischen, weltweit genutzten App, und es ist einfacher, überall auf der Welt das gleiche Wort zu verwenden. Es wird auch argumentiert, dass das „liking“ eines „Post“ etwas ganz anderes ist als das tatsächliche Gefallen an dem Posting. Jemand kann einen Beitrag “liken“, ohne ihn wirklich zu mögen, denn manchmal ist es nur eine freundliche Unterstützung, um auf dem Laufenden zu bleiben oder in Kontakt zu bleiben. Ja, das Wort ist englisch, aber es hat eine Bedeutung, die nicht übersetzbar ist.

 

Ein weiterer Grund ist, dass man im Deutschen die Möglichkeit hat, für ein einziges englisches Wort eine Vielzahl von Wörtern zu verwenden. Es ist einfacher, ein einziges englisches Wort zu verwenden. Der Spiegel (2015) nennt als Beispiel „Message“, weil dieses Wort sowohl „Nachricht“ als auch „Funkspruch“ vermittelt.  Auch weil jeder Englisch spricht und weiß, was damit gemeint ist.

 

Aber ich habe Mitleid mit all euren Großmüttern.

 

Diese Verwendung von Denglisch kann auch problematisch sein. Unser Denglisch hat sich so weit entwickelt, dass wir unsere eigenen neuen Wörter eingeführt haben. Die Wörter können nicht mit Englischsprechern verwendet werden, weil sie im Englischen keinen Sinn ergeben. Zum Beispiel 'Beamer'. Im Deutschen wird dieses Wort als Alternative für 'Projektor' verwendet, aber im Englischen ist es ein umgangssprachlicher Begriff für einen BMW. Das zweite Beispiel ist „shooting star“, das sich im Deutschen auf einen aufkommenden Künstler bezieht, im Englischen aber nichts anderes als „Sternschnuppe“ bedeutet. Schließlich haben wir noch 'Spleen'. Auf Deutsch könnte man sagen, dass jemand einen Spleen hat, was bedeutet, dass er eine Macke hat. Aber im Englischen ist dieser Begriff wissenschaftlicher und bedeutet „Milz“.

 

Und schließlich, auch wenn dich deine Großeltern vielleicht nicht verstehen, kannst du dir etwas Zeit sparen, wenn du „Message“ statt „Botschaft" oder "Funkspruch" sagst. Du kannst auch zeigen, wie „cool“ und „up-to-date“ du bist, indem du „Instagram-Vokabeln“ wie „liked“ und „posted“ verwendest, aber seien Sie bitte vorsichtig, wenn Sie sich mit EngländerInnen und AmerikanerInnen unterhalten, wenn Sie über Ihren LieblingschauspielerIn (oder "favourite shooting-star") sprechen wollen, denn das ergibt leider keinen Sinn. 

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Über den Autor​​​​​​​​​​

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​Laurence Friedeberg-Steward ist Student an der Universität Liverpool und studiert Germanistik. Nach seinem Auslandsjahr schreibt er gerne über kulturelle und sprachliche Besonderheiten und vergleicht die beiden Länder.​​​​

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